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Oleochemie und Nachhaltigkeit

Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Unterscheidung zwischen fossilem und erneuerbarem Kohlenstoff. Fossiler Kohlenstoff wird in der Regel in Form von Erdöl, Erdgas und Kohle abgebaut während erneuerbarer Kohlenstoff Biomasse, CO2 und Recycling umfasst, durch die kein zusätzlicher Kohlenstoff in die Geosphäre eingetragen wird.1

Oleochemische Produkte basieren auf natürlichen Ölen und Fetten. Die Rohstoffe zählen damit zur Biomasse. Zu den wichtigsten gehören verschiedenste Pflanzenöle, wie beispielsweise Palm- oder Rapsöl, aber auch tierische Fette wie Talg. Die Nutzung dieser Rohstoffe auf Basis von erneuerbarem Kohlenstoff trägt dazu bei, den Kohlenstoffkreislauf zu schließen und die Netto-CO2-Emissionen zu reduzieren, da während des Wachstums der Pflanzen eine biogene Aufnahme von Kohlenstoff stattfindet.

Erneuerbarer Kohlenstoff, insbesondere Produkte aus Biomasse, stehen allerdings immer wieder in der Kritik – einerseits den Anbau selbst betreffend, andererseits mit Hinblick auf die Debatte um Ernährungssicherheit. 

Es ist wichtig darauf zu achten, dass Biomasse aus nachhaltigen Quellen stammt. Mit dem Einsatz von tierischen Fetten wird ein Nebenprodukt aus der Schlachtung verwendet. So wird dieser Reststoff nicht ungenutzt entsorgt, sondern sinnvoll als Rohstoff weiterverarbeitet. Bei den pflanzlichen Ölen wird viel Palmöl eingesetzt, da es einen sehr hohen Flächenertrag aufweist und damit insgesamt weniger Agrarflächen benötigt werden. Außerdem sollte durch den Kauf von zertifizierter Ware auf den nachhaltigen Anbau und den Schutz der Menschenrechte geachtet werden. Dieselben Kriterien spielen auch beim Einsatz von anderen, regionalen Pflanzenölen eine wichtige Rolle. 

Der Debatte um den Kritikpunkt Ernährungssicherheit widmet sich ein wissenschaftliches Paper der Renewable Carbon Initiative. Man kommt zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen unter den richtigen Umständen sogar einen positiven Effekt auf die Ernährungssicherheit haben kann.2 

Oleochemische Produkte bieten also aufgrund ihrer Rohstoffbasis eine nachhaltige Alternative zu fossilbasierten Produkten. Für die quantitative Bewertung der Nachhaltigkeit, spielt die Erstellung einer Lebenszyklusanalyse (LCA) eine immer bedeutendere Rolle. Es ist wichtig, dass dabei für erneuerbare Materialien die gleichen Bewertungskriterien wie für fossile Rohstoffe angesetzt werden. Aktuell gelten für Biomasse beispielsweise deutlich umfassendere Regeln. So müssen etwa beim Fußabdruck von Biomasse verschiedene Emissionen, wie der Kraftstoffverbrauch von Traktoren und anderen Fahrzeugen / Gerätschaften eingerechnet werden, die bei fossilen Materialien nicht berücksichtigt werden müssen. Es gibt also derzeit keine identischen Wettbewerbsbedingungen, wie eine Studie der Renewable Carbon Initiative zeigt: Non-level playing field for renewable materials vs. fossil in Life Cycles Assessments.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Oleochemie durch den Einsatz erneuerbarer, biobasierter Rohstoffe, die effiziente Verwertung von Reststoffen und die Förderung geschlossener Stoffkreisläufe ein Musterbeispiel für eine zukunftsfähige, nachhaltige Industrie darstellt.

 

1Renewable Carbon Initiative 2024, About Renewable Carbon
2Dammer, L., Carus, M., Porc, O. 2023: The Use of Food and Feed Crops for Bio-based Materials and the Related Effects on Food Security. Renewable Carbon Initiative (ed.), Hürth 2023; (Dammer et al. 2023)